Auf Einladung des Projektes TiPP der Landwirtschaftskammer Niedersachsen fand in Kooperation mit der BBS Cloppenburg am 2. Oktober eine Transfer-Veranstaltung im N & M Genussquartier in Essen (in Oldenburg) statt. Die Fachschülerinnen und Fachschüler der BBS Cloppenburg konnten einem Vortrag über den Einsatz von Blockchain und selbstbestimmten Identitäten in der Datenkette folgen. Im Anschluss daran erhielten sie einen Kurs zur Zerlegung und Verarbeitung von Schweinefleisch („Kochschule“).
Patrick Bruns vom OFFIS e.V., Institut für Informatik, FuE-Bereich Energie aus Oldenburg präsentierte zum Thema: „Blockchain, Selbstbestimmte Identitäten und Anwendung in der Wertschöpfungskette Schwein„. Er stellte aktuelle Ergebnisse aus dem Arbeitspaket „Digitalisierung und Datenmanagement“ vor. Um mehr Vertrauen in die Digitalisierung landwirtschaftlicher Prozesse zu entwickeln, kann mit Hilfe von Blockchain-Verfahren in der Wertschöpfungskette Schwein mehr Sicherheit im Austausch von Daten entwickelt werden. Das Konzept der selbstbestimmten Identitäten gewinnt aktuell vor allem durch die Pläne der Europäischen Union an Bekanntheit, eine elektronische Identität für alle Bürgerinnen und Bürger zu schaffen (vgl. zum Hintergrund: https://en.wikipedia.org/wiki/Self-sovereign_identity#European_Union). In der Landwirtschaft wird dieses Verfahren weltweit erst in acht Projekten eingesetzt. Ein großer Vorteil dieser Methode besteht darin, dass Daten nicht zentral verwaltet werden müssen. Jeder User legt eigenständig fest, welche Daten er weitergibt. Der Landwirt bestimmt, welche Daten er aus seinem digitalen Bestand weitergibt. Es gibt einen zentralen Issuer, einen ‚Verwalter‘ bzw. Provider, der das Netzwerk pflegt und einrichtet und dafür sorgt, dass die Daten-Services von allen Usern genutzt werden können.
Das Verfahren Blockchain setzt alle Daten aus mehreren Blöcken oder Datenketten in einem Hauptbuch zusammen. Dadurch erhöht sich die Sicherheit im Datenaustausch, denn wer die Daten manipulieren will, müsste alle Blöcke im Hauptbuch verändern und alle Netzwerkpartner einbeziehen. Das Verfahren ist damit sehr manipulationssicher, gleichzeitig können alle Transaktionen für alle User sichtbar im Hauptbuch nachvollzogen werden. Mit diesem Modell ist eine maximale Rückverfolgbarkeit von Daten in Lieferketten möglich, wenn die Netzwerkpartner sich auf konkrete Daten verständigt haben. Gleichzeitig hat der Nutzer die volle Kontrolle über alle Inhalte bzw. Daten und entscheidet, wer in welchem Umfang Zugriff auf die Daten erhält.
Der EU-Data-Act, der seit dem 12. September 2025 verbindlich in allen EU-Staaten gilt, hat das Ziel die Datenhoheit von Nutzer in vernetzten Diensten zu stärken. Zukünftig müssen diese Dienste klarer angeben wie die Datenweitergabe und der Verbleib von Daten in einer Cloud geregelt ist, wenn die User die vernetzten Dienste wechseln. Für Landwirte sind Fragen der Datenverwertung beispielsweise beim Einsatz von Lohnunternehmen und dem Einsatz von digital vernetzten Landmaschinen zentral. Das BMLEH hat daher ein Modellprojekt beauftragt Musterbedingungen für die Verwendung von Agrardaten zu sammeln. Im Projekt AgriData-Observatory an der Universität Osnabrück werden Vorlagen und Musterklauseln für Verträge über Agrardaten vernetzter Landmaschinen gesammelt (vgl. https://www.bmleh.de/DE/themen/digitalisierung/musterbedingungen-vertraege-agrardaten.html).

In der Kochschule demonstrierte Metzgermeister Christian Rohde von N&M Genuss, wie eine Schweinehälfte zerlegt wird. Die Fachschüler lernten, wie sie aus der Ober- und Unterschale, aus Nacken und Hüfte vom Schwein u.a. Steaks, Koteletts oder Schnitzel herstellen können. Anschließend durften sie selbst Bratwürste produzieren. Die Fachschüler lernten alle wichtigen Prozesse der Zerlegung von Schweinefleisch kennen und erlangten einen hervorragenden Einblick in die Zerlegung von Fleischteilen.

