Um die digitale Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der Wertschöpfungskette Schwein zu erhöhen, arbeitet das Projekt TiPP mit dem Schlachthof der Goldschmaus Gruppe in Garrel zusammen. Am 26.9.2025 bekamen 25 Fachschüler der BBS am Museumsdorf Cloppenburg einen Einblick in die Schlachtung und Verarbeitung von Schweinefleisch sowie die automatische Abrechnung des Schlachtkörpers.
Das Unternehmen Böseler Goldschmaus, im Jahre 1993 in Garrel gegründet, hat mittlerweile einen Jahresumsatz von einer drei Viertel Milliarde Euro. Das Schlachtaufkommen beträgt pro Woche 42.000 Schweine, im Jahr sind es 2,1 Mio. Schweine. Über 95 % der angelieferten Schweine kommen aus dem Oldenburger Münsterland (bzw. aus dem regionalen Umkreis von unter 100 km). 320 Lebensmittelmärkte in Niedersachsen werden direkt beliefert. Transparenz vom Stall bis zur Ladentheke ist ein zentrales Anliegen des Unternehmens. Auf Tierwohl, Regionalität und Digitalisierung wird bei der Goldschmaus Gruppe großen Wert gelegt. Kriterien zum Tierwohl und zur Tiergesundheit gehen in die Prämiengestaltung ein – aber wie geht das in der Praxis?
Dr. Gerald Otto (zuständig für Tierwohl, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit) präsentierte die umfangreichen Datengrundlagen im Garreler Schlachthof. Zahlreiche Parameter, die in der Produktion anfallen, können bereits digital in Echtzeit abgerufen werden. Für die Abrechnung der Schlachttiere wird ein modernes Ultraschallgerät AutoFOM eingesetzt, einem automatischen Messgerät zur Feststellung wertgebender Teilstücke und des Magerfleischanteils. 16 Messköpfe können bis zu 3.200 Einzelmessungen am Schlachtkörper eines Schweines vornehmen. Um den Schlachtkörperwert zu identifizieren, werden zentrale Parameter berechnet wie Indexwerte für Lachs, Schinken, Schulter und Bauch, Schlachtgewicht oder auch Zu- und Abschläge nach Tierwohlkriterien der ITW. Selbst Umweltaspekte wie CO₂-Emissionen (gemessen anhand der Futterverwertung) gehen in die Prämie mit 1 Cent je kg/Schlachtgewicht ein. Bereits 20 Minuten nach der Wiegung der Schlachtkörper erhalten die Landwirte dank Digitalisierung die ersten Auswertungen ihrer geschlachteten Schweine.
Die Befunddaten zur Tiergesundheit im Schlachtverfahren werden bei den Prämien berücksichtigt. Neben klassischen Gesundheitsdaten werden heute auch sogenannte Tierschutzindikatoren erhoben, wie Treibespuren, Ohr- oder Schwanzverletzungen bis hin zur Lahmheit bei Schweinen. Bei jeder Schlachtung sind knapp ein Dutzend Tierärzte und Fachassistenten vor Ort, die die Schlachtung der Tiere überwachen. Ein Benchmarking-System für die Tiergesundheit wurde entwickelt, um den Handlungsbedarf besser identifizieren zu können. Landwirt/-innen mit stark abweichenden Werten werden Beratungsseminare angeboten, in denen sie präventive Maßnahmen gegen bestimmte Erkrankungen kennenlernen. Diese Beratungsangebote werden gut angenommen und die Werte für das Tierwohl und die Tiergesundheit haben sich in diesen Betrieben nachweislich verbessert.

Copyright: Böseler Goldschmaus Gruppe
Anschließend hatten die 25 Schüler/-innen die Möglichkeit, den Schlachthof zu besichtigen. Es ging durch die weitläufigen Hallen der Fleischverarbeitung, in denen Bratwürste, Nackensteaks u. v. m. hergestellt wurden. „Bereits seit Jahren arbeitet Goldschmaus mit Kameras zur Videoüberwachung,“ erläuterte Dr. Otto, zuständig für den Bereich Tierwohl bei der Goldschmaus Gruppe: „Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz wird beispielsweise der Betäubungserfolg überprüft.“ Die Digitalisierung wird auf verschiedenen Ebenen der Produktion eingesetzt: KI überwacht bereits wichtige Prozesse. „Die Digitalisierung ist aus dem Produktionsprozess nicht mehr wegzudenken,“ so Dr. Otto von der Goldschmaus Gruppe.
