Im Rahmen der Kooperation mit dem TiPP-Projekt war die FSA 1 und 2 der BBS Cloppenburg zu Besuch in der Versuchsstation Wehnen der Landwirtschaftskammer Niedersachen. Am 09.09.2025 haben sich die beiden Klassen der berufsbildenden Schule Cloppenburg über die Versuchsstation Wehnen und die praktischen Anwendungen der Sensorik und digitalen Tools im Schweinestall informiert. Im Zentrum des Programms standen Führungen durch den Mast- und Außenklimastall der Versuchsstation und kurze Inputs zu aktuellen Herausforderungen in der Schweinmast.
Der Betriebsleiter der Versuchsstation, Kai Gevers, gab einen Überblick über aktuelle Aufgaben und Projekte in Wehnen. Die Versuchsstation für Schweinehaltung existiert bereits seit 1979 und war bis 2015 für die überbetriebliche Ausbildung in der Schweinehaltung zuständig. Seit 2016 hat die Versuchsstation für Schweinehaltung an vielen Drittmittel-Projekten teilgenommen. Die Erkenntnisse aus interdisziplinären Projekten wie InnoPig haben zu neuen Ansätzen in der Buchtenstrukturierung in der Sauenhaltung geführt. Aktuelle Themen der Versuchsstation sind neben der Digitalisierung der Schweinehaltung (z.B. zur Geburtsüberwachung der Sauen) die Emissionsminderung im Stall oder die Vermeidung von Schwanzbeißen.

Anschließend hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, bei einer Führung durch den Stall einen Einblick in die aktuellen Herausforderungen der Schweinehaltung zu erhalten.
Sensoreinsatz im Schweinestall
Isabelle Reker, Projektkoordinatorin vom Projekt TiPP, stellte den Einsatz der Sensorik im Schweinestall vor. Insgesamt kommen etwas mehr als eine Dutzend Sensoren zum Einsatz. Obwohl alle Sensoren einer Plausibilitätsprüfung unterzogen wurden, kam es in einzelnen Fällen vor, dass die Sensoren den klimatischen Verhältnissen im Stall nicht dauerhaft standhalten konnten. Auch der Staub im Stall setzt den hochempfindlichen optischen Sensoren wie Lichtmesser oder RGB-Kamera enorm zu. Sie müssen daher regelmäßig geputzt und überprüft werden. Im Projekt TiPP werden zahlreiche Daten zum Wasser- und Futterverbrauch oder zu Klimadaten (Kohlendioxid, Ammoniak u.v.m.) täglich erhoben. Erstmals können damit Zeitverläufe über Wochen und Monate nachgezeichnet werden. Das Ziel des Projektes ist es, diese Daten mit bisherigen Kennziffern zur Tiergesundheit und zum Tierwohl auszuwerten. Darüber hinaus wird künstliche Intelligenz eingesetzt, um das Schwanzbeißen oder Hitzestress frühzeitig aufzeigen zu können.
Außerdem führte der Betriebsleiter Kai Gevers die Fachschülerinnen und Fachschüler in den konventionellen Stall und in den Außenklimastall. Hier konnten die Teilnehmenden den Aufbau und die Buchtenstrukturierung und den technischen Aufwand von Emissionsmessungen oder die Unterflurschieber-Regelungen kennenlernen. Der Außenklimastall ermöglicht einen direkten Vergleich der Leistungskennzahlen mit der konventionellen Mast.
Augmented Reality im Schweinestall
Alina Peters und Eric Dannemann vom Netzwerk Fokus Tierwohl stellten ein Schweinekopfmodell zur Übung der Betäubung mittels Bolzenschussgerät vor der Nottötung vor. Bei Mastschweinen ist die Kopfform des Tieres entscheidend für die Lokalisation. Als Augmented Reality ist das Modell mit einem Magneten programmiert, sodass die Schüler/-innen direkt per App eine Bewertung erhielten, ob sie das Bolzenschussgerät im richtigen Winkel und an der richtigen Position ansetzten.
Insgesamt haben die Schülerinnen und Schüler einen abwechslungsreichen Tag in der Versuchsstation Wehnen erlebt und waren sehr zufrieden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es viele Anregungen über die Vor- und Nachteile digitaler Anwendungssysteme in der Schweinemast gab.
„Es kommt nicht so oft vor, dass Betriebe aus der Schweinemast einen konkreten und so anschaulichen Einblick in ihre Praxis geben,“ so die Lehrerin der BBS Cloppenburg, Annette Lehnhof.
„Der Einsatz von Sensorik schafft neue Anwendungsmöglichkeiten,“ so Isabelle Reker vom Projekt TiPP der LWK Niedersachsen: „das Futter- und Trinkverhalten von einzelnen Tieren kann damit taggenau verfolgt werden. Die Überwachung von Schwanzbeißen mittels Künstlicher Intelligenz hat große Fortschritte gemacht. Auch bestimmte Krankheiten wie Husten oder Nekrosen können frühzeitig erkannt werden. Um die Wirksamkeit digitaler Assistenzsysteme zu optimieren, sind weitere Forschungsarbeiten nötig.“